Eine Begegnung mit einer alten Dame


Vor paar Tagen stellte ich fest, dass mir zur Vollendung meiner Putzteufeltage Fensterputzmittel fehlt und machte mich umgehend auf in einen örtlichen grossen Supermarkt. Es ist Mittag, es ist Ferienzeit, relativ wenig Leute umher und im Laden. Durch die Regalgänge der Abteilung Sonnenblumenöl und Bratfett huschend, schritt ich auf eine ältere Dame zu. Zuerst sah ich sie nur von hinten, als sie aber bemerkte, dass da jemand kommt, drehte sie sich um und suchte sogleich den Kontakt zu mir. Unsicher und ratlos sah sie mich an und fragte mit ganz leiser Stimme „Sind sie von hier?“. Als ich in ihre Augen blickte und ihre Unsichterheit und Hilferuf sah, blieb ich trotz meiner Eile stehen und gab zur Antwort: „Wenn sie meinen, ob ich hier arbeite, dann nein“. „Aha, ja dann“ waren ihre Worte darauf und ich sah ihre Enttäuschung im Gesicht.

„Aber was müssen sie denn wissen, vielleicht kann ich ihnen helfen“ versuchte ich ihre Traurigkeit zu mindern. „Ich kann einfach die Kaffeefilter nicht finden, wissen sie wo die evtl. sind“ entgegnete sie wieder mit mehr hoffnungsvoller aber immernoch leiser Stimme. „Kommen sie, ich weiss glaub wo die sind“ machte ich ihr das Angebot. Wir schritten dann durch einen Gang, denn die Kaffeefilter waren gar nicht so weit entfernt. „Et voilà, das sind sie ja, welche Grösse brauchen sie denn“ fragte ich sie und erblickte in ein erleichtertes Gesicht und ein leichtes Lächeln. „Ahh, da bin ich aber sehr froh, ich brauche Grösse Nr. 2“.

Da diese Filter ganz unten waren und schlecht zugänglich sind, nahm ich diese hervor und übergab sie der Dame. Sie strahlte mich an und meinte „Ich danke ihnen viel viel mal, ich bin so froh, danke viel mal“. Ich versicherte ihr, dass das kein Ding sei und selbstverständlich für mich wäre und wünschte ihr einen schönen Tag und sie gab den Gruss entsprechend zurück. Ich schritt in die Abteilung nebenan und holte mein gewünschtes Putzmittel und ging den gleichen Weg zurück. Da sah ich die Dame immernoch dort an gleicher Stelle stehen als hätte sie auf mich gewartet. „Da bin ich aber froh, dass ich mal den Mund aufgemacht habe…..“ meinte sie immernoch mit leiser Stimme zu mir. Ich blieb erneut stehen, denn ich merkte irgendwo eine Unsicherheit, Einsamkeit vielleicht sogar eine Traurigkeit in ihr. Ich lächelte sie an „Das finde ich gut. Wissen sie. Es gibt keine dummen Fragen! Dumm sind nur die, die nicht fragen!“ Darauf schaute sie mich an und sah erstmal ein bischen Fröhlichkeit in ihrem Gesicht und sie sagte dann zu mir „Ja, das hat wirklich was….das werde ich weiter tun“. Ich bestätigte ihr, dass dies auf jeden Fall gut so sei. Ich wünschte ihr erneut einen schönen Tag und verabschiedete mich von ihr. Als ich davon schritt blieb sie immernoch stehen und schaute mir nach, dann hörte ich noch ihre Worte „Vielen vielen Dank nochmals für die Hilfe, das finde ich sehr nett…..“ ich drehte mich während dem Laufen um und lächelte und winkte ihr noch zu und bog um die Ecke.

Ich weiss nicht warum mich diese Begegnung so berührte? War es ihre Hilflosigkeit, ihr leises Wesen oder ihre Traurigkeit? Vielleicht alles zusammen. Aber eines hat mich besonders berührt, dass es doch noch Menschen gibt, die vom Herzen aus Danke sagen können, dass jemand für einen solchen kleinen Gefallen, so eine Dankbarkeit erbringen kann! Das hat mich berührt, das hat mich beeindruckt.

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